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LESESTOFF

"Ich bin die Meistergrüblerin. Schade, dass ich
nicht vom Grübeln leben kann." 

>> Ich hätte mehr in der Gegend herumgeträumt. Ausgeschlafen, als ich es noch konnte.

Mehr getanzt, mehr Bier getrunken, Kuchen gegessen und geknutscht. Ich hätte mich öfter hingesetzt. Gequatscht. Ich hätte ab und zu Dinge, die ich heute hätte besorgen können, auf morgen verschoben. Und zwar ohne guten Grund. Und ich hätte mir vielleicht auch mal gesagt, dass ich es gut mache. Einfach so.<<

Zt. >> GUT. GENUG. <<

Welchen Zweck hat die Toleranz, wenn sie vor Arroganz strotzt und jedes Mal vor Aufregung kotzt, wenn sie mal aktiv werden soll?

Zt. >> SAG NOCH EINMAL TOLERANZ <<

>> Es regnet seit Tagen. Ich komme nicht mehr aus der Trainerhose raus und mein Inneres fühlt sich an wie das durch Staunässe matschig gewordene und vor sich hin stinkende Etwas in meinem Blumentopf. Da sollte doch eigentlich was wachsen, nicht schwimmen!
Andere verlieben sich im Frühling oder besaufen sich in der Steinberggasse. Ich überlege, ob ich noch was Gescheites mache und sehe mir Studiengänge an. Und ich grüble. ich frage mich, warum es so viele Menschen gibt, die bei diesem Wetter niemals Glacé essen würden. Für mich ist jedes Wetter Glacéwetter. Es grillen ja auch alle Würste, wenn die Sonne brennt. Und gerade jetzt habe ich Bock auf Glacé! Leider haben wir keins im Gefrierfach. Weil ich den Kindern beim Einkaufen gesagt habe, wir würden bei diesem Wetter bestimmt kein Glacé kaufen. <<

Zt. >> EINMAL EINFRIEREN BITTE <<

>> Ist doch krass, wie schnell sich alles verändert. Als ich Kind war, hiess es noch, wir sollen bei übermässig tätowierten und farbighaarigen Menschen mit Irokese vorsichtig sein. Und Rauchen war ganz schlimm. Polyamorie war nicht mal ein Wort. Zumindest in meiner Welt nicht.
Heute kratzen crazy Haare niemanden mehr. Die langweiligsten Leute sind tätowiert, ich inklusive. Unsere Eltern haben sich an knutschende Frauen auf dem Trottoir gewöhnt und meine Kinder könnten ob der Tatsache, dass der Onkel einen Mann, den er liebt, zum alljährlichen Wanderwochenende mitnimmt unaufgeregter nicht sein. Freund:innen diskutieren beim Feierabendbier darüber, wie oft sie das gleiche Gschleik haben dürfen, bevor wieder gewechselt werden muss, oder ob die Schwiegereltern schon bereit dafür sind, die Dritte im Bunde kennenzulernen. Bekommen beide ihr eigenes Tinderprofil, oder schmeissen sie sich als Pärchen auf den Markt? In der Zeit, in der sich Sachen von totgeschwiegen über offen diskutiert hin zu völlig normal bewegen, schlafe ich noch meinen Ü30-Kater aus. << 

 

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